Warum ist Europa wichtig? - Interview mit Paul Sars

03-05/19


Die Europawahl steht vor der Tür. Deshalb spricht das INTERREG-Programm Deutschland-Nederland in den kommenden Wochen mit einigen Menschen, die hinter den INTERREG-Projekten stehen. Diese Woche ist das Prof. Dr. Paul Sars vom Projekt "Nachbarsprache & Buurcultuur".

 

Die Europawahl steht vor der Tür. Oft ist Europa im Alltag nicht sichtbar. Sieht man aber einmal genauer hin, ist Europa allgegenwärtig, vor allem auch in unserer deutsch-niederländischen Grenzregion. Und genau hier setzen die Euregio und das INTERREG-Programm Deutschland-Nederland an, um mithilfe von grenzüberschreitenden Projekten Europa „greifbar“ zu machen.

In den kommenden Wochen geht das INTERREG-Programm mit einigen Menschen, die hinter den INTERREG-Projekten stehen, ins Gespräch. Erfahren Sie, was Europa in unserer Grenzregion macht und bedeutet – und bilden Sie sich selbst Ihre Meinung!
 

Zur Person

Paul Sars studierte Deutsch in Nijmegen und deutsche Philosophie in München. Er ist Professor im Studiengang Niederlande-Deutschland-Studien an der Radboud Universität und zusammen mit Sabine Jentges einer der Initiatoren dieses Projekts, von dem er zusammen mit Prof. Ute K. Boonen (Duisburg-Essen) Projektleiter ist.

1. Fassen Sie das Projekt in 3 Sätzen zusammen! Was bringt es der Region?

Deutsche und niederländische Schüler weiterführender Schulen lernen die Sprache, Kultur und Lebensweise des anderen kennen, indem sie gemeinsam einen Lernprozess beginnen. Infolgedessen lernen sie manchmal mehr voneinander als vom Lehrer oder aus Büchern. Das letztendliche Ziel ist, dass sie lernen, sich frei in der gesamten deutsch-niederländischen Grenzregion zu bewegen, dort zu leben, zu studieren, zu arbeiten und ihre Freizeit zu verbringen.

2. Worin besteht der Nutzen und die Notwendigkeit, grenzüberschreitend zusammenzuarbeiten? Warum ist INTERREG/Europa so wichtig?

Die Grenze scheint physisch verschwunden zu sein, besteht aber immer noch in den Emotionen, Gedanken und Verhalten. Dadurch wird das Lebensumfeld vieler Grenzbewohner auf 180 Grad beschränkt, während auf der anderen Seite der Grenze ein neues Stück Welt wartet. Die kulturellen Unterschiede bleiben bestehen, aber wenn sich die Menschen trauen, sich um 360 Grad zu drehen und frei zu bewegen, können sie gemeinsam das Beste aus beiden Welten herausholen. Hier wird Europa tatsächlich lebendig, und hier liegt die Zukunft für ein starkes, vielfältiges und vereintes Europa. Kohäsion entsteht an der Grenze, nicht in den normalerweise exzentrisch gelegenen Hauptstädten oder Verwaltungszentren


3. Was sind (im Rahmen des Projekts) Erfolgsfaktoren oder Verbesserungspunkte hinsichtlich grenzüberschreitender Zusammenarbeit?

Bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit gibt es mehrere Modelle. So kann man beispielsweise eine Zusammenarbeit eingehen, weil man aus dem Nachbarland gerne etwas für das eigene Land übernehmen möchte. Ein zweites Modell besteht in der Zusammenführung zweier verschiedener Systeme, sodass weniger Hindernisse auftreten oder eine stärkere Verbindung entsteht. Neben diesen Arbeitsmethoden erleben wir in diesem Projekt den Erfolg des gemeinsamen Lernens, gemeinsam etwas Neues zu entwickeln. Dies ist für die Förderung des sozialen Zusammenhalts essentiell. Dabei geht es nicht um das Produkt als solches, sondern um den Lernprozess, der zu veränderten Einstellungen und Verhaltensweisen führt. So beteiligen sich unsere deutschen und niederländischen Studenten aktiv an grenzüberschreitenden Schüleraustauschen.  Ihr Alters- und Kulturbezug wirkt als starker Motor beim Zusammentreffen der vergleichbaren und doch unterschiedlichen deutschen und niederländischen Kulturen. Das ist im Niederländisch-Unterricht, aber auch im Biologie- oder Sport-Unterricht möglich. Gemeinsam den Sprung in die Tiefe zu wagen und gemeinsam schwimmen zu lernen, scheint zu funktionieren! Für mich ist das Lern- und Erfolgsfaktor zugleich.
 

Über das Projekt
Das Projekt Nachbarsprache & buurcultuur befindet sich im dritten Jahr und läuft seitdem auf Hochtouren. Kern des von den Universitäten Duisburg-Essen und Nijmegen organisierten Projekts ist ein regelmäßiger Austausch von deutschen und niederländischen Schülern weiterführender Schulen, der so intensiv ist, dass gemeinsame Lernprozesse stattfinden. Auf diese Weise lernen sie nicht nur voneinander, sondern vor allem miteinander. An dem Projekt sind mehr als 6.000 Schüler und ihre Lehrer beteiligt, ebenso wie Studenten beider Universitäten, die an den Treffen der Schulen teilnehmen. Kürzlich trafen sich auch deutsche und niederländische Schulleiter, um sich über das Bildungssystem und die Schulkultur des jeweils anderen zu informieren. Die gewählte Arbeitsmethode und Didaktik, bei der die Beteiligten auch selbst Themen und Materialien entwickeln, aktivieren den Lernprozess in besonderer Weise und ermöglichen möglicherweise nachhaltige Partnerschaften.


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