Protokoll

Euregionale Informationsveranstaltung Wasserstoff

am 10. Januar 2025 im Euregio-Forum, Kleve

 

Teilnehmer

 

Rund 50 Vertreter der Euregio Rhein-Waal aus Verwaltung, Politik und Behörden nahmen an der Veranstaltung teil. Ebenfalls anwesend waren Vertreter der Provinz Gelderland, verschiedener Netzwerkorganisationen, Wissenseinrichtungen und der Wirtschaft. Insgesamt nahmen rund 60 Personen an der Veranstaltung teil. Moderiert wurde die Veranstaltung von Sven Robertz, Berater für grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Bereichen wie Energie, Mobilität und Sicherheit.

 

Anlass

 

Anlass für diese Veranstaltung war der Vorschlag der Euregioratsmitglieder von Nijmegen und Arnhem in der Euregioratssitzung vom 23. November 2023, die Mitglieder der Euregio Rhein-Waal darüber zu informieren, welche Entwicklungen es zum Thema Wasserstoff auf beiden Seiten der Grenze gibt. Dieser Vorschlag wurde vom Euregiorat angenommen. In einem Gespräch mit den Initiatoren wurde vereinbart, am 10. Januar 2025 eine euregionale Wasserstoff-Informationsveranstaltung zu organisieren. Ziel dieser Veranstaltung ist es zunächst, die Mitglieder der Euregio Rhein-Waal über die Situation auf der anderen Seite der Grenze zu informieren. Sollten sich daraus konkrete Ideen für grenzüberschreitende Projekte ergeben, wäre dies ein schönes zusätzliches Ergebnis.

 

Veranstaltung

 

Die Veranstaltung wurde vom Euregio-Vorsitzenden Hubert Bruls eröffnet. Anschließend gaben mehrere Impulsreferate und zwei Podiumsdiskussionen weitere Einblicke in das Thema Wasserstoff.

 

Die erste Keynote wurde von Prof. Seddighi von der Hogeschool Arnhem en Nijmegen gehalten. Er führte in das Thema ein und erläuterte auch für Nichtfachleute die Anwendungs- und Produktionsmöglichkeiten von Wasserstoff. Die Präsentation finden Sie unten auf dieser Seite.

 

Im Anschluss an diesen Vortrag wurde die Frage aufgeworfen, inwieweit weißer Wasserstoff eine vielversprechende Option ist. Darüber wurde kürzlich in den niederländischen Medien berichtet. Bei weißem Wasserstoff handelt es sich um Wasserstoff, der natürlich im Boden vorkommt und der sich auch selbst wieder auffüllt. Dieser weiße Wasserstoff könnte theoretisch gewonnen werden. Herr Seddighi erklärte, dass er der Gewinnung und Verwendung von weißem Wasserstoff eher skeptisch gegenübersteht.

 

Was die Verwendung von Wasserstoff im Gewächshausgartenbau anbelangt, so wies Herr Seddighi darauf hin, dass hier zwar Pilotprojekte laufen, dieser Sektor aber nur einen geringen Anteil am Gesamtverbrauch von Wasserstoff hat. Die Chemieindustrie und das Transportwesen bieten die größten Chancen für Nachhaltigkeit durch den Einsatz von Wasserstoff.

 

Zur erwarteten Preisentwicklung von Wasserstoff sagte Seddighi, dass es nicht unbedingt die Subventionen für die Nutzung von Wasserstoff seien, die zu einer Preissenkung führen würden. Es sind vor allem die technischen Entwicklungen und die Verbesserung der Wasserstofftransport-infrastruktur.

 

Das zweite Referat wurde von Tom Verlinden vom Rh2ine-Netzwerk gehalten. Rh2ine ist ein Netzwerk verschiedener Regierungen, Unternehmen etc., die an der Anwendung von Wasserstoff für die Binnenschifffahrt auf dem Rhein forschen. Man entwickelt zum Beispiel Tankcontainer und genormte Kupplungen. Sie untersuchen auch, wie europäische und verschiedene nationale Gesetze und Vorschriften so koordiniert werden können, dass diese Unterschiede die Anwendung von Wasserstoff in der Binnenschifffahrt nicht behindern. Rh2ine steht auch in Kontakt mit anderen Initiativen, zum Beispiel entlang der Donau und in Südeuropa. Die Präsentation finden Sie unten auf dieser Seite.

 

  • Die Teilnehmer der euregionalen Wasserstoff-Informationsveranstaltung sind herzlich eingeladen, dem Netzwerk beizutreten. Kontaktinformationen finden Sie in der Präsentation.

Im Anschluss an diese beiden Key Notes fand eine erste Podiumsdiskussion statt, die sich auf die Perspektive der Unternehmen konzentrierte. Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren Georg Dura (Zentrum für BrennstoffzellenTechnik GmbH), Frank Mietes (Alles over Waterstof), Matthias Kötter (Hexagon Purus Weeze GmbH). Im Rahmen dieser Podiumsdiskussion diskutierten die Podiumsteilnehmer mit den Teilnehmern die Chancen und Risiken, die die Wirtschaft in der Anwendung von Wasserstoff sieht. Die Podiumsteilnehmer gaben auch an, was ihre Wünsche an die Regierung sind. Die wichtigsten Schlussfolgerungen aus dieser Podiumsdiskussion sind:

 

  • Wasserstoff ist derzeit noch kein profitables Geschäftsmodell für Unternehmen, daher muss es andere Anreize/Überzeugungen geben, die es für den Unternehmer lohnend machen, in Wasserstoff zu investieren. Zum Beispiel Nachhaltigkeit, der Wunsch, der Konkurrenz voraus zu sein.
  • Infrastruktur ist wichtig, um Wasserstoff als Geschäftsmodell zu etablieren.
  • Antworten auf Zukunftsfragen (wenn Wasserstoff in größerem Umfang zur Verfügung steht und eingesetzt werden kann, z.B. in der Binnenschifffahrt und der Stahlindustrie) müssen jetzt formuliert werden.
  • Wasserstoff als Energiequelle für Häuser kann ein Geschäftsmodell sein, aber es hängt von der jeweiligen Situation ab. Es gibt einige erfolgreiche Versuche wie z. B. in Lochem.
  • Auf lokaler Ebene können Wasserstoff-Elektrolyseure bei Windturbinen oder Solaranlagen eine Lösung zur Stabilisierung der Netzkapazitäten sein. Es ist eine gesellschaftliche Entscheidung, ob man sich für ein gutes (und billiges) Leben auf kurze Sicht oder für langfristige Nachhaltigkeit entscheidet. Die Regierung muss dafür ein Bewusstsein schaffen.
  • Die gesellschaftliche Akzeptanz ist wichtig. Ängste, z.B. bezüglich der Entflammbarkeit, müssen ausgeräumt werden.
  • Damit Unternehmer es wagen, in Wasserstoff zu investieren, ist ein stabiles politisches Klima erforderlich; eine verlässliche Regierung.
  • Subventionen müssen eingesetzt werden, um einen Markt zu schaffen, nicht um einzelne Initiativen zu unterstützen.
  • Kommunen können Wasserstoff z.B. im öffentlichen Nahverkehr fördern, der Markt wird folgen.
  • In einem euroregionalen Kontext kann man voneinander lernen, sowohl von positiven als auch von negativen Beispielen.
  • Die Kommunen können eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Wissen über Wasserstoff spielen. Durch die Organisation von Treffen, die Berechnung von Business Cases für Unternehmen und das Aufzeigen von Best Practices können Kommunen lokale Gemeinschaften unterstützen. Die KMU müssen überzeugt werden, auch das ist eine Aufgabe für die Kommunen.

In der dritten Keynote stellte Catrin Siebert das Netzwerk H2 Niederrhein Kreis Wesel vor. Es handelt sich um ein lokales Netzwerk, das sich 2-3 Mal im Jahr trifft, sowohl online als auch vor Ort. Niederländische Parteien sind bereits beteiligt. Es werden verschiedene Themen wie Mobilität, Infrastruktur, Industrie und damit verbundenen Herausforderungen diskutiert. Die Präsentation finden Sie unten auf dieser Seite.

 

  • Die Teilnehmer der euregionalen Wasserstoff-Informationsveranstaltung sind herzlich eingeladen, dem Netzwerk beizutreten. Die Kontaktdaten sind in der Präsentation enthalten.
  • Kommunen können das lokale/regionale Netzwerk anregen. Das Wichtigste ist jedoch, dass die Kommunen ihre Hausaufgaben machen und ihre Angelegenheiten in Bezug auf Gesetze und Verordnungen, Pläne und Genehmigungsverfahren in Ordnung bringen und dass das Personal darauf vorbereitet ist, die in den kommenden Jahren zu erwartende Zahl von Wasserstoffinitiativen zu bewältigen. Die Kommunen müssen sich jetzt schon darauf einstellen.

In der vierten Keynote stellte Sem van der Linden von Oost NL den EU-Projektvorschlag Hydrogen Valley vor. Dieser niederländisch-deutsche Projektvorschlag deckt u.a. den nördlichen Teil des niederländischen Arbeitsgebiets ab und einen Teil von Nordrhein-Westfalen. Ziel ist es, ein regionales Wasserstoff-Ökosystem zu schaffen. Die Präsentation finden Sie unten auf dieser Seite.

 

  • Für weitere Informationen und eine mögliche Teilnahme können sich die Teilnehmer der euregionalen Wasserstoff-Informationsveranstaltung an Oost NL wenden. Die Kontaktdaten finden Sie in der Präsentation.

Die zweite Podiumsdiskussion befasste sich mit der Frage, wie Regierungen mit dem Thema Wasserstoff umgehen. Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren Jan van Dellen (The Economic Board), Tom Verlinden (Rh2ine), Benedikt Rösen (Wirtschaftsförderung Kreis Kleve) und Matthias Heina (Wasserstoff Koordinator Stadt Duisburg). Die wichtigsten Schlussfolgerungen dieser Podiumsdiskussion sind:

 

  • Es gibt ein großes Potenzial an Anwendungsmöglichkeiten. Viele Unternehmen arbeiten bereits daran. Es ist wichtig, dass die Regierungen die Unternehmen dabei unterstützen, die Entwicklungen zur Marktreife zu bringen. Vernetzung ist hier wichtig, auch über die Grenzen hinweg.
  • Der Rest der Welt ist nicht untätig. Europa, und damit auch die Niederlande und Deutschland, müssen schneller werden.
  • Es ist wichtig, die Zusammenarbeit zwischen Regierungen, Unternehmern und Bildungseinrichtungen zu fördern. Wir befinden uns in einer Übergangsphase. Es ist wichtig, nicht zu kleinteilig und zu fragmentiert zu arbeiten, daher sind (grenzüberschreitende) Netzwerke wichtig. Die Kräfte sollten gebündelt werden, man sollte sich nicht als Konkurrenten sehen. Gemeinsam sollten die großen, vielversprechenden Projekte auch kurzfristig identifiziert werden.
  • Bürgerbeteiligung ist wichtig. Duisburg hat seine Bürger eingeladen, über Anwendungen für Wasserstoff mitzudenken. Hierfür gab es auch Fördermittel.
  • Sicherheitsaspekte (z. B. Feuerwehrschulungen zum Löschen von Wasserstoff) können gut in einem grenzüberschreitenden Kontext angegangen werden.
  • Der Wegfall von Subventionen (Deutschland) und das instabile politische Klima (Niederlande und Deutschland) erschweren es den Kommunen, Politik zu betreiben, aber gerade deshalb ist es wichtig, hier gemeinsam zu handeln, um bei einer veränderten Situation schnell handeln zu können. Deshalb ist es wichtig, die Kontakte von diesem Treffen warm zu halten.
  • Die Hydrogen Academy von WaterstofNet bietet interessante Veranstaltungen/Vorträge an.
  • The Economic Board lädt die Kreise Kleve und Wesel ein, in Kontakt zu bleiben.

Ergebnisse/Folgeschritte

 

  • Die Vertreter aller vorgestellten Initiativen/Unternehmen/Netzwerke möchten ihr Netzwerk und Wissen gerne teilen. Die Teilnehmer der Euregionalen Wasserstoff-Informations-veranstaltung sind herzlich eingeladen.
  • Es wurde der Wunsch geäußert, die am 10. Januar geknüpften euroregionalen Kontakte zu erhalten und zu pflegen.
  • Wasserstoff kann in vielen verschiedenen Bereichen und in einem breiten Spektrum von Sektoren eingesetzt werden. Hindernisse sind derzeit noch ein schlüssiger Business Case, die fehlende Infrastruktur. Es wird erwartet, dass die technologische Entwicklungen diese Hindernisse in Zukunft beseitigen werden. Dies sollte antizipiert werden.
  •  Möglichkeiten für Projekte:
    • In einem euroregionalen Kontext kann man voneinander lernen, sowohl von positiven als auch von negativen Beispielen.
    • Die Kommunen können eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Wissen über Wasserstoff spielen. Durch die Organisation von Treffen, die Berechnung von Business Cases für Unternehmen und das Aufzeigen von Best Practices können Kommunen lokale Gemeinschaften unterstützen. Die KMU müssen überzeugt werden, dies ist auch eine Aufgabe für die Kommunen.
    • Kommunale Dienstleistungen abstimmen, Wissen und Prozesse teilen.
    • Bürgerbeteiligung gemeinsam gestalten.
    • Sicherheitsaspekte (z.B. Feuerwehrausbildung in Wasserstofflöschung).
    • Netzwerke gemeinsam nutzen
  • Feedback Wasserstoffveranstaltung an den Vorstand der Euregio Rhein-Waal.
  • Evaluierungsgespräch Geschäftsstelle Euregio Rhein-Waal, Initiatoren und Moderator über Möglichkeiten für eventuelle Projekte.
  • Feedback im Euregiorat am 26. Juni 2025.

 


Downloads

Keynote prof. Seddighi
Keynote Tom Verlinden
Keynote Catrin Siebert
Keynote Sem van der Linden

Downloads/Dokumente der Stadt Duisburg

Kurzgutachten Bürgerrat Wasserstoff

Übersichtskarte Wasserstoffaktivitäten (Deutsch)

Übersichtskarte Wasserstoffaktivitäten (Englisch)